Das Kreuzfahrtschiff Aida Sol wird in Hamburg über Landstrom versorgt.

Hamburger Hafen erhöht Rabatt für Landstrom-Kunden

Am Liegeplatz könnten Schiffsmotoren eigentlich ruhen – Abgase würden so vermieden. Ein finanzieller Anreiz soll dies fördern. Umweltschützer sind skeptisch.

Die Luftqualität in Hamburg lässt oft zu wünschen übrig. Grund dafür sind auch die vielen Schiffe. Nach Angaben der Behörden sind in einigen Stadtteilen etwa die gesundheitsschädlichen Stickoxid-Emissionen zu 80 Prozent auf den Hafenbetrieb zurückzuführen. Kein Wunder: Denn während auf den Straßen zum Teil strenge Grenzwerte gelten, sind die Regeln für die auf der Elbe operierenden Schiffe recht lasch. Damit zumindest die bereits vorhandenen Möglichkeiten zur Schadstoffsenkung besser genutzt werden, lockt die Hafenverwaltung ab sofort mit höheren Rabatten.

„Kreuzfahrt- und Containerschiffe im Überseeverkehr können nun bis zu 3.000 Euro statt bisher bis zu 2.000 Euro sparen“, hieß es in einer Pressemitteilung der Hamburg Port Authority (HPA). Damit sollten mehr Hafennutzer davon überzeugt werden, auf die für sie günstigere Eigenstromerzeugung während der Liegezeit zu verzichten und auf eine umweltfreundliche Landversorgung umzusteigen. Der Anreiz trete rückwirkend zum 1. Juli 2017 in Kraft.

Bisher lässt die überwiegende Mehrheit aller Schiffe die eigenen Motoren auch nach dem Anlegen weiterlaufen. In vielen Häfen ist dies die einzige Möglichkeit, eine durchgehende Energieversorgung an Bord zu gewährleisten – ob für den Hotelbetrieb eines Kreuzfahrtschiffes oder für die konstante Temperierung empfindlicher Kühlfracht. In Hamburg gibt es an einigen Liegeplätzen inzwischen aber umweltfreundliche Alternativen.

Ein Beispiel dafür ist eine Landstrom-Anlage am Kreuzfahrtterminal Altona, die 2016 in Betrieb genommen wurde. Schiffe können hier per „Stecker“ ans Stromnetz angeschlossen werden – im günstigsten Fall werden sie dann sogar mit Ökostrom versorgt. Als erstes Schiff hat die „Aida Sol“ (siehe Foto) die Anlage schon mehrfach genutzt.

Eine andere Methode ist der Einsatz von Flüssigerdgas. Am Kreuzfahrtterminal Steinwerder wird das emissionsarme LNG (Liquefied Natural Gas‎) von einem Lkw angeliefert und über Schläuche direkt an Bord gepumpt. Ähnlich flexibel einsetzbar ist die LNG-Barge „Hummel“. Als eine Art schwimmendes Kraftwerk kann sich diese im Hafen frei bewegen und Schiffe an ihren Liegeplätzen von der Wasserseite aus mit sauberer Energie betanken.

LNG aus dem Container

Eine Option für die Zukunft sind zudem sogenannte Power-Pacs. Das System wurde ebenso wie die LNG-Barge „Hummel“ von dem Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems entwickelt. Es handelt sich dabei um Spezialcontainer, die auf engstem Raum einen gasbetriebenen Generator und einen LNG-Tank vereinen. Die Stahlkisten können mithilfe der ganz normalen Verladekräne auf einem Containerschiff abgesetzt werden und dort während der Liegezeit das Bordnetz versorgen.

Aus Sicht der Reeder haben alle verfügbaren Systeme jedoch einen entscheidenden Nachteil: die Kosten. Nur wenige Schiffe sind technisch überhaupt auf die Nutzung von Landstrom oder LNG ausgelegt. In den meisten Fällen müsste zunächst also für viel Geld nachgerüstet werden. Und selbst wenn ein Schiff bereits über die notwendigen Anschlüsse verfügt – oft ist es trotzdem billiger, den Dieselmotor einfach laufen zu lassen.

Ob Anreize im Bereich von wenigen tausend Euro etwas bewirken, bleibt abzuwarten. Die großen Umweltverbände sind eher skeptisch – ein vor wenigen Wochen vom Hamburger Senat vorgelegter Aktionsplan für bessere Luft wurde von NABU und BUND als unzureichend kritisiert. Das Landstrom-Angebot im Hafen müsse weiter ausgebaut werden, vor allem aber müsse die Nutzung verbindlich sein, hieß es in einer Stellungnahme. Solange sie freiwillig sei, könnten sich die Verursacher von Emissionen über ein höheres Hafengeld einfach „freikaufen“.

 

Weitere Informationen:
Video der HPA zur Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal in Hamburg-Altona
Der Aktionsplan für bessere Luft in der Stadt Hamburg (Thema Schifffahrt ab Seite 94)