Fähre Viking Grace

Ostsee-Fähre „Viking Grace“ erhält Windrotor-Antrieb

Es sieht aus wie ein Schornstein, hat aber eher die Funktion eines Segels. Erstmals wird ein kreisender Zylinder als „Hilfsmotor“ auf einer Fähre eingesetzt.

Umweltfreundlich ist die „Viking Grace“ ohnehin – das seit 2012 zwischen Finnland und Schweden verkehrende Schiff wird mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben, die Emissionen sind daher extrem gering. Ab 2018 dürfte der Kraftstoffverbrauch noch weiter sinken. Hintergrund ist die geplante Nachrüstung mit einem „Rotor-Segel“ der Firma Norsepower. Das Prinzip dieses „Hilfsmotors“ ist einfach: Ein sich drehender Zylinder nimmt die Energie des Windes auf und setzt sie in Schubkraft um.

Der neue Windrotor soll eine Höhe von 24 Metern und einen Durchmesser von vier Metern haben. Die Vorbereitungen für die Installation an Bord haben bereits begonnen, wie die finnische Reederei Viking Line mitteilte. Wenn die Anlage in Betrieb gehe, werde der Kohlendioxid-Ausstoß der Fähre um etwa 900 Tonnen pro Jahr verringert, hieß es in einer Pressemitteilung. Das entspreche einer jährlichen Einsparung von 300 Tonnen LNG (Liquefied Natural Gas).

Nach Angaben von Norsepower können die Hightech-Zylinder sowohl auf Neubauten als auch auf älteren Schiffen installiert werden. Auf dem Ende 2014 entsprechend umgerüsteten RoRo-Frachter „Estraden“ sei der Treibstoffverbrauch dank eines Windrotors um 6,1 Prozent reduziert worden. Bei günstigen Bedingungen seien laut unabhängigen Studien im Jahresdurchschnitt sogar Einsparungen von bis zu 20 Prozent möglich.

Die Norsepower-Zylinder werden durch Elektromotoren angetrieben. Durch die Rotation wird der vorbeiströmende Wind auf der einen Seite beschleunigt und auf der anderen Seite gebremst. Aus dem somit entstehenden Druckunterschied ergibt sich eine Kraft, die quer zur Windrichtung wirkt. Ähnlich wie bei einem Segelschiff kann diese Kraft zum Vortrieb des Schiffes genutzt werden.

Die Technik basiert auf dem bereits vor knapp hundert Jahren entwickelten „Flettner-Rotor“. Die moderne Version des in Helsinki ansässigen Unternehmens ist demgegenüber allerdings deutlich effizienter und arbeitet zudem vollautomatisch – sobald über eingebaute Sensoren ein genügend kräftiger Wind registriert wird, springt der Rotor von selbst an, um Energie zu sparen.