Bei den meisten Schiffsmotoren bleibt ein großer Teil der Energie ungenutzt – sie verpufft in Form von Wärme. Neue Technik sorgt für höhere Effizienz.
Anders als bei der Energiewende an Land ist in der Seeschifffahrt derzeit noch keine generelle Alternative zu fossilen Brennstoffen verfügbar. Gleichzeitig gibt es etliche Möglichkeiten, den Verbrauch deutlich zu reduzieren. Eine davon ist die Wärmerückgewinnung. Um dessen Einsatz zu forcieren, hat das britische Energy Technologies Institute ein millionenschweres Projekt gestartet. Ziel ist die Entwicklung eines Systems, mit dem auf praktisch jeder Art von Schiff mindestens acht Prozent des Treibstoffs eingespart werden können.
Ganz neu ist die Idee zwar nicht. Aber bisher sind solche Systeme in der Schifffahrt eher die Ausnahme. Zu den Vorreitern zählt die Reederei Maersk: Das dänische Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über mehr als 70 Containerfrachter, auf denen die in den Abgasen enthaltene Wärme dazu genutzt wird, einen elektrischen Generator anzutreiben. Mit dem so gewonnenen Strom wird wiederum der Hauptmotor unterstützt. Die Investitionen sollen pro Anlage bei etwa zehn Millionen Dollar gelegen haben. Mit einer Amortisation wird – je nach Ölpreis – im Laufe von fünf bis zehn Jahren gerechnet. Unabhängig davon wird laut Maersk der CO2-Ausstoß der Schiffe um etwa neun Prozent gesenkt.
Eine andere innovative Methode wird seit dem vergangenen Jahr auf einer Autofähre der finnischen Reederei Eckerö Line erprobt. Mit einem „Gadcooler“ der Firma Gadlab Engineering wird hier überschüssige Wärme zum Betrieb der Klima-Anlage an Bord genutzt. Auch hier bieten sich große Einsparpotenziale. Denn auf großen Passagierschiffen zählt die Kühlung der Innenräume zu den größten Stromfressern. Zumindest im Sommer gilt das auch auf der nördlichen Route zwischen Helsinki und Tallinn, auf der die „Finlandia“ (siehe Foto) verkehrt.
Große Potenziale für Kreuzfahrtschiffe
Noch ergiebiger wäre das Prinzip des „Gadcoolers“ natürlich auf Schiffen, die in tropischen Regionen unterwegs sind. Nach Angaben des Herstellers kann die Klimatisierung hier für bis zu 40 Prozent des Kraftstoffverbrauchs verantwortlich sein. Gerade auf Kreuzfahrtschiffen kann aber auch bei vielen anderen Annehmlichkeiten an Bord auf die Vorteile der Wärmerückgewinnung zurückgegriffen werden. Bei einigen Ozeanriesen der neuesten Generation wird die Abwärme von den Maschinen bereits für den schwimmenden Hotel- und Gastronomie-Betrieb genutzt.
Das britische Energy Technologies Institute strebt mit seinem neuen Projekt, in das auch mehrere Partner aus der Wirtschaft eingebunden sind, eine deutliche Optimierung solcher Systeme an. Bis Ende 2018 soll eine Pilot-Anlage zur Wärmerückgewinnung auf einem Offshore-Versorgungsschiff installiert werden. Durch besonderen Fokus auf Kosteneffizienz soll dabei eine Amortisationszeit von nur zwei Jahren erreicht werden.
„Es ist wichtig, dass wir diese Technologie jetzt weiterentwickeln und präsentieren“, sagt der Projektmanager Paul Trinick. Nur dann könnten Schiffseigner und Reeder davon überzeugt werden, dass auf diese Art unter realen Bedingungen konkrete Effizienzvorteile und Einsparungen möglich seien. Insgesamt will das halbstaatliche Institut 3,7 Millionen Pfund für das Projekt bereitstellen.