Beim Transport von Flugzeug-Teilen soll künftig der Wind mithelfen. Das System der Firma Airseas könnte auch auf vielen anderen Schiffen den Spritverbrauch senken.
Die Werke von Airbus sind weit verstreut. Bis zur endgültigen Montage eines Passagierjets müssen Bauteile daher oft über lange Wege transportiert werden. Auf einigen Routen setzt der Flugzeug-Hersteller auf eigene Schiffe – nicht nur zwischen europäischen Standorten wie an der Elbe, in Südfrankreich oder in Großbritannien, sondern auch bei Fahrten nach Mobile im US-Staat Alabama. Der dabei anfallende Treibstoff-Verbrauch soll nun um 20 Prozent reduziert werden – mithilfe eines riesigen Kite-Segels.
Der sogenannte Seawing ist eine Entwicklung der Airbus-Tochter Airseas. Auf der internationalen Schifffahrtsmesse SMM bestellte der Luftfahrt-Konzern ein erstes Exemplar des Segels für einen der vier eigenen RoRo-Frachter. Das Besondere an dem System sei die komplette Automatisierung, sagte Airseas-Chef Vincent Bernatets auf einer Pressekonferenz während der Hamburger Messe. Eine Software ermittle auf Basis von Wetterdaten, wann sich der Einsatz des umweltfreundlichen Hilfsantriebs lohne. Der Kapitän werde dann benachrichtigt und müsse lediglich einen Knopf drücken, um den an Spezialseilen befestigten Zugdrachen zu starten oder wieder einzuholen.
Der Seawing werde zunächst auf dem offenen Atlantik zwischen Europa und den USA getestet, sagte Benoît Lemonnier, der bei Airbus für die interne Logistik zuständig ist. Das Unternehmen erhoffe sich dadurch einen Senkung der CO2-Emissionen um 8000 Tonnen pro Jahr. Grundsätzlich sei der Einsatz aber auch in engeren Gewässern möglich, da der Zugdrachen kaum Auswirkungen auf die Kursstabilität eines Schiffes habe, betonte Bernatets gegenüber „Green Shipping News“. Bei Bedarf könne der Seawing zudem innerhalb von Sekunden in eine Stellung gebracht werden, in der er zwar noch in der Luft schwebe, dabei aber keine Zugkraft mehr ausübe.
Airseas ist eine Ausgründung von Airbus – und der Flugzeug-Hersteller ist weiterhin einer der größten Anteilseigner. Der Seawing soll aber auch anderen Schiffsbetreibern angeboten werden. Laut Bernatets hat es diesbezüglich bereits erste Gespräche mit Reedereien gegeben. Nach Angaben des Unternehmens könnten insgesamt etliche tausend Schiffe mit dem System ausgestattet werden. Die Montage soll in der Regel während eines gewöhnlichen Hafenaufenthalts möglich sein.
Mit der Zugdrachen-Technik experimentiert seit vielen Jahren auch das deutsche Unternehmen Skysails. Nach erfolgreichen Pilotprojekten mit Frachtschiffen geriet die Entwicklung wegen des niedrigen Ölpreises und wegen der allgemeinen Schifffahrtskrise zuletzt aber ins Stocken. Anfang 2017 präsentierte Skysails dann eine Version speziell für Jachten, die im vergangenen Sommer etwa auf einem Hochsee-Katamaran zum Einsatz kam.