Autotransporter in Emden

Autotransporter fährt mit LNG über den Atlantik

Der Hafen von Emden meldet die erste Schiff-zu-Schiff-Betankung mit Flüssigerdgas. Trotz Kritik gilt der Brennstoff als vergleichsweise umweltfreundlich.

Die „Siem Confucius“ hat an der Emsmündung ein neues Kapitel eröffnet. Bereits seit 2015 verkehrt dort zwar eine Borkumfähre mit LNG. Nun aber wurde im Hafen von Emden zum ersten Mal auch eines der wesentlich größeren Schiffe für den Automobilexport mit Flüssigerdgas betankt. Dabei gab es zugleich eine weitere Premiere: Der sogenannte Pure Car and Truck Carrier (PCTC) wurde nicht von Land aus, sondern durch das ebenfalls mit LNG angetriebene Bunkerschiff „Engie Zeebrugge“ befüllt.

In etwa acht Stunden seien 1500 Tonnen des auf minus 163 Grad Celsius heruntergekühlten und damit verflüssigten Brennstoffes von Schiff zu Schiff gewechselt, hieß es in einer Pressemitteilung des Hafenbetreibers Niedersachsen Ports. Die Route des 200 Meter langen Schiffes werde von Emden aus direkt nach Halifax in Kanada führen.

Flüssigerdgas verursacht deutlich weniger Emissionen als das in der Schifffahrt sonst überwiegend eingesetzte Schweröl. Der Ausstoß von Feinstaub sowie von Stick- und Schwefeloxiden sinkt um mehr als 90 Prozent. Beim CO2 ist immerhin eine Reduzierung um etwa 20 Prozent möglich. Auch bei LNG (Liquefied Natural Gas) handelt es sich allerdings um einen fossilen Brennstoff. Aus Sicht von Umweltorganisationen wie dem Nabu eignet es sich deswegen bestenfalls als Übergangslösung. Problematisch ist vor allem der sogenannte Methan-Schlupf.

In einer Studie des International Council on Clean Transportation hieß es im Januar, die Treibhausgas-Emissionen von LNG seien insgesamt 70 bis 82 Prozent höher als die von Marinediesel. In der aktuellen Treibhausgas-Studie der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO wird darauf hingewiesen, dass die Freisetzung des extrem klimaschädlichen Methan durch Schiffe zuletzt in nur sechs Jahren um 151 Prozent gestiegen sei – und dass dies vor allem mit der zunehmenden Nutzung von LNG zu tun habe.

Innerhalb der IMO gibt es durchaus Bestrebungen, das Thema Methan-Schlupf auf die Tagesordnung zu nehmen. Ob sich die Mitgliedstaaten der UN-Organisation zeitnah auf verbindliche Regelungen einigen werden, bleibt abzuwarten. Einige der großen Motorenhersteller bieten derweil Lösungen zur Eindämmung der Methan-Emissionen im LNG-Betrieb. WinGD präsentierte im Juni eine entsprechende Technologie. Die „Siem Confucius“ ist mit einer Antriebslösung von MAN Energy Solutions ausgestattet. Auch bei dieser sind nach Angaben des Herstellers Mechanismen zur Vermeidung von Methan-Schlupf integriert.

Der neue Autotransporter fährt im Auftrag von Volkswagen. Bis vor einigen Jahren hatte der deutsche Automobilkonzern auch an Plänen zum Bau von Frachtschiffen unter Segeln mitgewirkt, sich dann aber aus dem Projekt zurückgezogen.