Biofouling erhöht den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß. Gegenmittel gibt es, doch die sind meist hochgiftig. Eine neue Entwicklung könnte das Problem lösen.
Große Ehre für ein Forscher-Team aus Kiel: Mit einer umweltgerechten Beschichtung für Schiffsrümpfe haben die Christian-Albrechts-Universität und die Ausgründung Phi-Stone den Wettbewerb „Global Marine Technology Entrepreneurship Competition 2017“ gewonnen. Die ausgezeichnete Entwicklung soll die Ansiedlung von marinen Organismen erschweren und außerdem eine leichtere Reinigung ermöglichen. Damit würde eine maßgebliche Herausforderung der Schifffahrt deutlich entschärft.
„Wir gehen davon aus, dass Biofouling den Treibstoff-Verbrauch von Schiffen um bis zu 40 Prozent erhöht“, sagt Phi-Stone-Chef Ingo Paulowicz. „Das kostet die Transportindustrie weltweit über 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr und belastet unnötig die Umwelt.“ Hinzu komme ein erheblicher Reinigungs- und Wartungsaufwand, um die Schiffsrümpfe von Seepocken und anderen anhaftenden Organismen zu befreien und wieder neu zu lackieren.
In vergangenen Jahrzehnten wurde für die Beschichtung von Schiffsrümpfen häufig der extrem umweltschädliche Wirkstoff TBT (Tributylzinn) eingesetzt. Seit 2008 ist dies jedoch international verboten. Nach Angaben der Kieler Universität ist bereits im kommenden Jahr auch mit einem Verbot von kupferbasierten Verbindungen zu rechnen. Der Bedarf an sauberen Alternativen werde daher schon bald enorm zunehmen, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Kieler Produkt komme ohne Lösungsmittel aus und gebe keine umweltschädlichen Substanzen ins Meer ab.
Die glatte Oberfläche erhöhe die Haltbarkeit des biokorrosionsbeständigen Farbanstrichs, sagt Martina Baum von der universitären Arbeitsgruppe „Funktionale Nanomaterialien“. Im Fokus hätten zunächst die bewuchsmindernden Eigenschaften eines Polymerkomposits gestanden, das auf Polythiourethan und speziell geformten Keramikpartikeln basiere. Gemeinsam mit Phi-Stone seien dann das Material und der Beschichtungsprozess weiterentwickelt worden.
Getestet wurde das Produkt den Angaben zufolge sowohl in Wasserbecken des Kieler Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung als auch an echten Schiffen. „Diese Tests sind sehr gut verlaufen“, betont Baum. „Auf dem Schiff ‚African Forest‘, dessen Route von Belgien bis nach Gabun in Zentralafrika führt, konnten wir nach zwei Jahren mit der Beschichtung deutlich weniger Bewuchs feststellen. Und dieser ließ sich einfach mit einem Schwamm entfernen.“
Bei der „Global Marine Technology Entrepreneurship Competition 2017“ traten 120 Forscher-Teams aus aller Welt zunächst in Vorausscheidungen in Paris, London, Shanghai und Boston an. Das Finale fand im November in der chinesischen Stadt Qingdao statt.