Immer mehr City-Fähren erhalten Elektro-Antrieb

Saubere City-Fähren werden zunehmend zum Standard

Beim Nahverkehr zu Wasser landen Emissionen meist mitten in dicht bewohnten Gebieten. Nach skandinavischen Metropolen stellt auch Kiel nun auf Elektro-Antrieb um.

In Stockholm hat sich das Prinzip schon bewährt, in Göteborg laufen die letzten Vorbereitungen, Kopenhagen hat gleich fünf Exemplare bestellt – im innerstädtischen Pendelverkehr erweisen sich Fähren mit Elektro-Motor geradezu als Ideallösung. Die Strecken sind oft kurz, sodass es genügend Möglichkeiten zum Aufladen der Batterien gibt. Die Fahrgäste werden nicht mehr durch Lärm und Gestank belästigt. Auch wer an Land bleibt, profitiert von einer weniger verunreinigten Stadtluft.

In der schwedischen Hauptstadt Stockholm ist seit 2014 die Personenfähre „Sjövägen“ im Einsatz (siehe Foto). Pro Fahrt bringt das Schiff bis zu 150 Passagiere von verschiedenen Vororten in die Innenstadt. Für Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle ist ebenfalls Platz an Bord. Die Laufzeit der Akkus beträgt etwa fünf Stunden. Tagsüber wird bei kürzeren Aufenthalten am Kai nachgeladen. Nachts erfolgt dann die Komplett-Aufladung – und zwar laut Angaben des Betreibers, der Reederei Ballerina, mit Strom aus Wind- oder Wasserkraft.

Die zweitgrößte Stadt Schwedens liegt zwar nicht wie Stockholm über mehrere Inseln verteilt, wird dafür aber von einem breiten Fluss zerteilt. Auch in Göteborg führt der tägliche Weg vieler Pendler daher über Wasser. Für die besonders stark frequentierte Querung des Göta älv zwischen Stenpiren und Lindholmen machen die örtlichen Verkehrsbetriebe gerade den Neubau „Elvy“ startklar – eine Elektro-Fähre mit Platz für 300 Personen und 80 Fahrräder. In Zusammenarbeit mit dem Motorenhersteller Volvo Penta soll bis Ende 2020 zudem die bestehende Fähre „Älvsnabben 4“, die eine deutlich längere Route entlang des Flusses bedient, auf vollelektrischen Betrieb umgestellt werden.

Im dänischen Kopenhagen verbinden gelbe „Wasserbusse“ die Stadtteile auf beiden Seiten des Hafens. Hier soll bis 2020 die gesamte Flotte durch umweltfreundliche Neubauten ersetzt werden. Den Auftrag erhielt im vergangenen Jahr die niederländische Werft-Gruppe Damen. Nach Angaben des Unternehmens sollen die fünf neuen Schiffe an den beiden Enden ihrer Route jeweils innerhalb von sieben Minuten aufgeladen werden. Die Behörden unterstützen das Projekt örtlichen Medien zufolge mit 10 Millionen Kronen (etwa 1,3 Millionen Euro). Die Initiative ist Teil des Vorhabens, Kopenhagen bis 2025 zur ersten CO2-freien Stadt der Welt zu machen.

Auch auf der Kieler Förde wird schon bald eine erste Fähre mit Elektro-Motor unterwegs sein. Wie die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) Ende 2018 bekannt gab, soll 2020 ein neues Schiff in Betrieb genommen werden. Im Einklang mit dem städtischen „Masterplan Klimaschutz“ habe man sich dabei für eine „Plug-in-Diesel-Hybrid“-Variante entschieden, hieß es. Zumindest im Bereich der Innenstadt soll die Personenfähre damit vollelektrisch und weitgehend emissionsfrei fahren können. Für die Mehrkosten der elektrischen Antriebskomponenten gibt es den Angaben zufolge Fördermittel vom Bund. Die beauftragte Werft, Holland Shipyards, hat auch schon für die Verkehrsbetriebe von Amsterdam mehrere Hybridfähren gebaut.

 

Weitere Informationen:
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