Festmachen – und Stecker einstecken. So lässt sich Luftverschmutzung im Hafen vermeiden. Niedersachsen Ports schafft mit einer neuen Anlage die Voraussetzung.
Bisher sind die meisten deutschen Häfen beim Thema Landstrom zurückhaltend. Denn die Investition in einen Anschluss lohnt sich nur dann, wenn dieser auch genutzt wird. Cuxhaven geht nun voran: Im Offshore-Zentrum an der Elbmündung wird eine Anlage zur Versorgung von Schiffen mit elektrischer Energie aufgebaut. Die Motoren an Bord können während der Liegezeit dann ausgeschaltet werden. Nutznießer sind neben der Umwelt auch die Bewohner der Hafenstadt: Die örtliche Luftqualität steigt, die Lärmbelästigung geht zurück.
Auftraggeber des Projekts ist der Hafenbetreiber Niedersachsen Ports. Bis Mitte März werde am Liegeplatz 9.3 in Cuxhaven eine Landstrom-Anlage mit einer Leistung von 630 Kilowatt entstehen, hieß es in einer Pressemitteilung. Demnach wird neben einer Station mit zwei Transformatoren und einem Konverter, der den Wechselstrom aus dem öffentlichen Netz in Schiffsstrom umwandelt, auch eine Übergabestation entstehen, bei der über ein Rollensystem die Stromkabel sicher auf das Schiff geführt werden.
„In unseren Seehäfen ist das die erste Landstrom-Anlage für die Frachtschifffahrt“, sagt Niedersachsen-Ports-Chef Holger Banik. Die Technik werde maßgeblich dazu beitragen, „Emissionen von Lärm und Luftschadstoffen gar nicht erst entstehen zu lassen“. An der Umsetzung des Projekts arbeiten den Angaben zufolge das norddeutsche Versorgungsunternehmen EWE Netz und der Technologiekonzern Siemens. Zu den ersten Abnehmern des Landstroms soll der RoRo-Frachter „Rotra Vente“ gehören. Das für diesen Zweck umgerüstete Schiff werde die in Cuxhaven produzierten Offshore-Windturbinen im Pendelverkehr zu den jeweiligen Installationshäfen bringen, hieß es.
In vielen anderen Fällen scheitern derartige Projekte bisher an fehlender Wirtschaftlichkeit. Die Nutzung von Landstrom ist in der Regel deutlich teurer als die Energieversorgung an Bord über Schiffsdiesel – für Reedereien ist die Technik daher wenig attraktiv. So gibt es in Hamburg zwar seit 2016 eine Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe. Doch das Angebot am Terminal in Altona wird erst von einem einzigen Schiff regelmäßig genutzt. Um die Entwicklung voranzutreiben, forderte die Umweltministerkonferenz im November eine Reduzierung der EEG-Umlage für Landstrom.