IMO will das Mitführen von Schweröl an Bord von Schiffen verbieten

IMO will das Mitführen von dreckigem Treibstoff verbieten

Was eine Regel wert ist, hängt von der Durchsetzbarkeit ab. Um beim neuen Schwefel-Grenzwert Pfusch zu verhindern, wird Schweröl bald generell von Bord verbannt.

Die Gesamtbilanz ist nach Bewertung von Aktivisten bescheiden. Doch zumindest in einem Punkt hat der Umweltausschuss der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO Fakten geschaffen: Ab März 2020 soll es weltweit verboten sein, Kraftstoff mit einem Schwefelanteil von mehr als 0,5 Prozent mitzuführen – es sei denn, das Schiff verfügt über einen Scrubber zur nachträglichen Abgasreinigung. Das Überwachen der künftigen Grenzwerte dürfte damit einfacher werden. Bei vielen anderen strittigen Fragen konnten dagegen kaum Fortschritte erzielt werden.

Lange sah es in der zurückliegenden Woche gar so aus, als würde im Marine Environment Protection Committee (MEPC) ein herber Rückschlag für den Umweltschutz drohen. Branchenverbände und einflussreiche Flaggenstaaten hatten versucht, die für den 1. Januar 2020 geplante Einführung des „Sulphur Cap“ zu verzögern. Der Vorstoß zur Schaffung einer vage definierten „Übergangsphase“, in der die Nutzung von Schweröl als Treibstoff weiter erlaubt gewesen wäre, wurde zwar zurückgewiesen. Bis zur nächsten Sitzung im Mai 2019 könnten diesbezüglich aber noch konkrete Vorschläge eingereicht werden, hieß es in einer Pressemitteilung der IMO.

Die Erwartungen an die MEPC-Sitzung vom 22. bis 26. Oktober waren hoch. Im April hatte sich das Gremium erstmals grob auf Klimaziele geeinigt – bis 2050 will die Schifffahrt ihre Treibhausgas-Emissionen demnach um mindestens 50 Prozent senken. Die erhoffte Ausarbeitung eines „Fahrplans“ blieb bei dem erneuten Treffen am IMO-Sitz in London jedoch aus. Anstatt der ersten Ankündigung nun Taten folgen zu lassen, hätten sich die Mitgliedstaaten in Formalitäten verzettelt, kritisierte die Clean Shipping Coalition.

Teil der im April verkündeten Selbstverpflichtung sei gewesen, Sofortmaßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen der Schifffahrt bis zum Jahr 2023 zu präsentieren, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation, die bei der IMO einen Beobachterstatus hat. Die Entwicklungen der vergangenen Woche hätten allerdings zur Folge, dass erst im Mai 2019, also mehr als ein Jahr nach dem Beschluss, mit den Beratungen über solche „Sofortmaßnahmen“ überhaupt begonnen werde. „Die Welt ist nicht blind“, sagte John Maggs, Leiter der Clean Shipping Coalition. „Die Auswirkungen auf die Emissionen sind unmittelbar und unbestreitbar.“

Der Reedereiverband ICS (International Chamber of Shipping) zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis der MEPC-Sitzung, insbesondere auch mit dem beschlossenen Transportverbot für Schweröl. Der Verband sei „zuversichtlich, dass die Schwefelobergrenze am Ende ein großer Erfolg sein wird, der den Bewohnern von Küstenregionen echte Verbesserungen im Hinblick auf Gesundheit und Umwelt bringt“, sagte ICS-Chef Esben Poulsson. Die Regelung, Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von mehr als 0,5 Prozent gar nicht erst an Bord haben zu dürften, sorge für einheitliche Wettbewerbsbedingungen.