Mit Flüssiggas (LPG) betriebene Schiffsmotoren sind vergleichsweise sauber. Der Hersteller MAN Energy Solutions vermeldet nun den nächsten Großauftrag.
Trotz eines „Spätstarts“ könnte LPG als Antriebslösung für Schiffe bald eine bedeutende Rolle spielen. Die Umweltbilanz des international als „Liquefied Petroleum Gas“ bekannten Flüssiggases kann sich durchaus sehen lassen. Und eine Studie hat ergeben, dass es wirtschaftlich mindestens so attraktiv ist wie LNG. Allmählich häufen sich auch entsprechende Bestellungen von Reedereien – Hartmann Gas Carriers lässt gleich drei neue Tanker mit Dual-Fuel-Motoren von MAN Energy Solutions ausstatten.
Die drei Schiffe werden laut einer Pressemitteilung derzeit in China gebaut und sollen in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 ausgeliefert werden. Der Vertrag enthalte zudem eine Option für zwei weitere Neubauten, hieß es. Bei den Schiffen handelt es sich den Angaben zufolge um Gastanker für den Transport von LPG. Dank eines Motors vom Typ ME-LGIP wird LPG an Bord aber auch für den Antrieb genutzt werden können.
Das Interesse an LPG als Kraftstoff nimmt laut MAN Energy Solutions sowohl innerhalb als auch außerhalb des LPG-Tankersegments zu. Hintergrund seien unter anderem die schwefelfreie Zusammensetzung, die hohe Verfügbarkeit und das einfache Bunkern. Mit dem ME-LGIP-Motor werde bei der Nutzung von LPG im Vergleich zum Schweröl-Betrieb bei den CO2-Emissionen eine Reduzierung um etwa 18 Prozent und beim Feinstaubausstoß eine Reduzierung um etwa 90 Prozent erreicht. Darüber hinaus könne der Motor auch flüssige, flüchtige organische Verbindungen verbrennen.
Eine Studie von MAN und der Klassifikationsgesellschaft DNV GL war im vergangenen Herbst zu dem Ergebnis gekommen, dass LPG als alternativer Kraftstoff für Schiffe große Potenziale habe. Im Vergleich zum Flüssigerdgas LNG (Liquefied Natural Gas) lägen die Vorteile etwa in kürzeren Amortisationszeiten, geringeren Investitionskosten und geringerer Anfälligkeit für Kraftstoffpreis-Veränderungen, erklärte DNV-GL-Experte Torill Grimstad Osberg im Oktober. Um die Nutzung von LPG in der Schifffahrt zu forcieren, hatte die Klassifikationsgesellschaft wenige Monate zuvor erstmals Richtlinien hierfür vorgestellt.
Bei LPG handelt es sich um ein variables Gemisch, das überwiegend aus Butan und Propan besteht. An Land wird es unter anderem zum Heizen und Kochen verwendet. In der maritimen Branche gilt das Gas auch als mögliche Brückenlösung auf dem Weg hin zum Einsatz von Ammoniak, da die Systeme an Bord bei leichten Anpassungen auch für diesen Treibstoff geeignet wären.
Einen ersten Auftrag zur Lieferung von LPG-Motoren erhielt MAN Energy Solutions laut eigenen Angaben im März 2018 – für zwei Gastanker der belgischen Reederei Exmar. Von der in Oslo ansässigen Reederei BW LPG erhielt das Unternehmen im August 2018 eine Bestellung für die Umrüstung von zunächst vier Gastankern auf LPG-Antrieb. Im Februar 2020 wurde eine Option für vier weitere Motoren ausgeübt. Kurz darauf verkündete die Reederei dann eine zusätzliche Aufstockung der Bestellung auf insgesamt zwölf Umbauten. Die ersten dieser Schiffe sollen demnach noch in diesem Jahr übergeben werden.