Schiffe im Hamburger Hafen

Initiative für maritime Energiewende gestartet

Klare Ansage auf dem wichtigsten Branchen-Gipfel in Hamburg: Der Seeverkehr soll nachhaltig werden – durch innovative Technik und bessere Vernetzung.

Investitionen in Klima- und Umweltschutz sind für die Wirtschaft eine Chance – unter dieser Prämisse hat die Bundesregierung auf der 10. Nationalen Maritimen Konferenz gemeinsam mit Vertretern der Branche ein Positionspapier vorgestellt. Bei der Umsetzung der Beschlüsse der UN-Klimaschutz-Konferenz von Paris komme dem Verkehrssektor eine besondere Bedeutung zu, hieß es. Berlin wolle „die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als maritimer Technologie-, Produktions- und Logistikstandort weiter stärken und zugleich die Nachhaltigkeit des Seeverkehrs gestalten“.

Ein Fokus der „maritimen Energiewende“ soll den Angaben zufolge auf der Entwicklung CO2-armer Kraftstoffe, innovativer Antriebstechnik sowie intelligenter Transport- und Umschlagsysteme liegen. Parallel zur Weiterentwicklung immer effizienterer Dieselmotoren werde die Hybridisierung und der vermehrte Einsatz hocheffizienter Gasmotoren vorangetrieben. Mittel- und langfristig würden fossile Kraftstoffe sukzessive durch erneuerbare flüssige und gasförmige Kraftstoffe ersetzt.

Weitere Effizienzpotentiale sollen durch eine „noch wirksamere Gestaltung von Logistikketten und die umfangreiche Auswertung von Daten zum Schiffs- und Motorenbetrieb“ erschlossen werden. Für die deutschen See- und Binnenhäfen wird eine klimaverträgliche Landstromversorgung von Schiffen angestrebt. Die geplanten Maßnahmen sind Teil der Förderinitiative „Energiewende im Verkehr“, für die das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in den kommenden drei Jahren insgesamt etwa 130 Millionen Euro bereitstellen will.

Auf der Konferenz in Hamburg am 4. April 2017 diskutierten wichtige Vertreter der Branche darüber, welche konkreten Beiträge die maritime Wirtschaft zum Klima- und Umweltschutz im Seeverkehr und zum Gelingen der Energiewende leisten könne. Auf dem Podium waren unter anderem Rolf Habben Jansen von der Reederei Hapag-Lloyd, Uwe Lauber vom Motorenhersteller MAN Diesel & Turbo, Tim Meyer von der Meyer-Werft und Angela Titzrath vom Hafenkonzern HHLA zu Gast. Zum Abschluss der Veranstaltung sprachen außerdem auch Kitack Lim, Generalsekretär der Internationalen Schifffahrts-Organisation IMO, und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Effizienz durch bessere Daten

Hauptthema der Nationalen Maritimen Konferenz war in diesem Jahr die Digitalisierung. Hierzu verabschiedeten Bund, Länder, Verbände und Gewerkschaften eine gemeinsame Erklärung. Auch in diesem Papier werden – neben anderen Aspekten – neue Potenziale für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen hervorgehoben. Mithilfe der Daten von hunderten Sensoren an Bord, etwa zur Maschinenleistung und zum Brennstoffverbrauch, könnten Reedereien ihre Schiffe effizienter einsetzen, hieß es dazu in einer Stellungnahme des Verbands Deutscher Reeder (VDR).

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) betonte anlässlich der Maritimen Konferenz „die Notwendigkeit zur weltweit harmonisierten Verschärfung von Emissionsgrenzwerten und zur Einführung von marktbasierten Instrumenten, um die CO2-Emissionen in der Schifffahrt künftig zu senken“. Mittelfristig sähen die Motorenbauer Liquefied Natural Gas (LNG) als umwelt- und klimafreundlichen Ersatz für das heute noch gebräuchliche Schweröl. Schritt für Schritt sollten dann, zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2050, strombasierte synthetische Kraftstoffe in der Schifffahrt eingesetzt werden, hieß es in einer Pressemitteilung.

Merkel sprach sich mit Blick auf das Klimaabkommen von Paris dafür aus, auch für den Seeverkehr zeitnah verbindliche Klimaschutzmaßnahmen zu beschließen. Die Seeschifffahrt sei einer der effizientesten Verkehrsträger, sagte sie in ihrer Rede in Hamburg. „Aber es gibt noch viel Potenzial, zum Beispiel beim Schadstoffausstoß, der begrenzt werden muss, weil gerade die Luftqualität in Hafenstädten trotz des begonnenen Umdenkens oft noch zu wünschen übriglässt.“ Alternative Antriebstechnologien, Kraftstoffe und Energieträger würden hier neue Möglichkeiten eröffnen.

Bereits im Vorfeld des Hamburger Branchen-Treffens hatte die Politik neben der Digitalisierung auch die Bedeutung des Umweltschutzes auf den Meeren betont. Die maritime Energiewende sei ein wesentlicher Baustein der deutschen Industriepolitik, sagte Uwe Beckmeyer, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, am 30. März in einer Rede im Bundestag. Weniger Schadstoffemissionen, mehr Energieeffizienz – das seien wesentliche Ziele auch für die Schifffahrt.