Windrotor von Norsepower an Bord der Fähre Viking Grace

Kräftiger Schub für die globale Windrotor-Flotte

Mit Maersk Tankers setzt einer der ganz großen Player auf das Flettner-Prinzip. Mehrere weitere Reedereien haben die neue Technik inzwischen ebenfalls für sich entdeckt.

Gleich acht Installationen innerhalb von nur wenigen Monaten: Ein Eco-Flettner ziert den Bug des Frachters „Fehn Pollux“; zwei Rotoren von Norsepower stehen auf dem Tanker „Maersk Pelican“; vier Modelle von Anemoi unterstützen den Antrieb des Bulkers „Afros“; und bereits seit Mai nutzt die Ostsee-Fähre „Viking Grace“ die Kraft des Windes. Die kreisenden Zylinder, die an Bord von Schiffen wie ein Hilfssegel funktionieren, setzen sich immer mehr durch. Die an den Projekten beteiligten Unternehmen erwarteten Treibstoff-Einsparungen von sieben bis zehn Prozent.

Vor allem die Initiative von Maersk Tankers könnte der umweltfreundlichen Technik zu einem Durchbruch verhelfen. Die dänische Reederei betreibt nach eigenen Angaben derzeit 164 Produkten-Tanker. Sollte sich der Einsatz der beiden 30 Meter hohen Windrotoren auf der „Maersk Pelican“ bewähren, sind weitere Nachrüstungen nicht ausgeschlossen. Das Projekt sei für die ganze Branche wegweisend, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Technologie habe das Potenzial, Ladung noch kostengünstiger zu transportieren und zugleich die Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen.

Die Hightech-Zyliner werden von Elektromotoren in Schwung gesetzt. Durch die Rotation wird der vorbeiströmende Wind auf der einen Seite beschleunigt und auf der anderen Seite gebremst. Aus dem somit entstehenden Druckunterschied ergibt sich eine Kraft, die quer zur Windrichtung wirkt. Ähnlich wie bei einem Segelboot lässt sich diese Kraft für den Vortrieb des Schiffes nutzen.

Die im ostfriesischen Leer ansässige Reederei Fehn Ship Management beendete im Juni erfolgreich die Tests mit ihrem Eco-Flettner. Der praktische Einsatz soll von Experten der Fachhochschule Emden/Leer nun zwölf Monate überwacht werden, um den Betrieb zu optimieren. Der britische Ausrüster Anemoi wurde für das „Afros“-Projekt im Oktober mit dem Green Shipping Award 2018 geehrt. Die finnische Reederei Viking Line ist mit den bisherigen Erfahrungen auf der „Viking Grace“ (siehe Foto) so zufrieden, dass eine weitere Fähre, die bei einer Werft in China bestellt wurde, sogar zwei Windrotoren erhalten soll.

Bereits seit 2014 ist ein Windrotor von Norsepower auf dem RoRo-Transporter „Estraden“ installiert. Auf der deutschen Nordsee kommt die moderne Version des vor knapp hundert Jahren entwickelten Flettner-Prinzips seit 2010 auf dem Frachtschiff „E-Ship 1“ zum Einsatz. Neben der Windrotor-Technik gibt es inzwischen auch mehrere weitere Verfahren zur Nutzung der Windenergie auf Schiffen. Gebündelt werden viele der Initiativen in der International Windship Association (IWSA). Vertreter dieses Verbands sind Mitte November bei mehreren Veranstaltungen in Hamburg zu Gast.