Was, wenn Schiffe einfach tanken könnten, was gerade verfügbar ist, von Ammoniak bis LNG? Die Idee soll Realität werden – und Emissionen vermeiden.
Die norwegische Reederei Odfjell hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Bereits ab dem Jahr 2030 werde das Unternehmen nur noch Schiffe bestellen, die ganz ohne Emissionen auskämen, hieß es diese Woche in einer Video-Konferenz anlässlich der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen. Ab etwa 2050 werde die gesamte eigene Flotte dann klimaneutral sein. Welche Treibstoffe und Technologien dabei im Einzelnen zum Einsatz gebracht würden, werde noch stark von weiteren Entwicklungen in der Branche abhängen, betonte Geschäftsführer Kristian Mørch. Zumindest bei einem Projekt sind die Vorstellungen aber schon recht konkret.
Nach einem Besuch der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg im Sustainable Energy Catapult Centre in Stord, etwa auf halbem Wege zwischen Bergen und Stavanger, hatte die Reederei Anfang Oktober ihre Pläne für ein neuartiges Brennstoffzellen-System umrissen. Anders als viele andere Brennstoffzellen, die auf Basis von Wasserstoff arbeiten, soll die derzeit in Stord entstehende Version bezüglich des Energieträgers flexibel sein. Dies hätte gerade an Bord von solchen Schiffen, die nicht unbedingt auf festgelegten Routen verkehren, enorme Vorteile. Nach Abschluss der Tests an Land soll das System auf einem Chemikalien-Tankschiff von Odfjell installiert werden.
Mit der neuen, flexiblen Brennstoffzellen-Technik könnten verschiedene Treibstoffe genutzt werden, verflüssigtes Erdgas ebenso wie „grüner“ Ammoniak, hieß es in einer Pressemitteilung. „Im Vergleich zu gegenwärtigen Lösungen zeigen unsere Tests eine CO2-Reduktion von 40 bis 45 Prozent bei Verwendung von LNG“, sagt Bernt Skeie, Chef des Unternehmens Prototech, das an der Entwicklung beteiligt ist. Das System werde aber auch vollständig emissionsfrei betrieben werden können, wenn entsprechende Treibstoffe in den Häfen verfügbar gemacht würden.
Als weitere Partner sind bei dem Projekt unter anderem der finnische Motoren-Hersteller Wärtsilä und der Ölkonzern Lundin Energy Norway involviert. Odfjell bringt die Erfahrung mit dem Betrieb einer Flotte von aktuell etwa 80 Tankern ein. „Schiffe sollten 20 bis 30 Jahre im Einsatz sein, und wir brauchen flexible Lösungen, die den künftigen Emissionsanforderungen gerecht werden“, sagt Erik Hjortland, Technik-Chef der Reederei. „Das Brennstoffzellen-Projekt ist einer der Wege, die wir verfolgen. Wir konzentrieren uns eher auf Maschinen als auf eine einzige Kraftstoffart.“