Noch ist Methanol unter den Kraftstoffen für die Schifffahrt der Zukunft nur eine Art Geheimtipp. Doch die Flotte wächst. Und die Emissionswerte überzeugen.
Erst vor wenigen Wochen war das Joint Venture gegründet worden. Nun werden die ersten beiden Schiffe gebaut. Wie die schwedische Reederei Stena Bulk und deren Schweizer Partner Proman Shipping bekannt gaben, erhalten die neuen Tanker einen sogenannten Dual-Fuel-Motor. Damit könnten sie dann auch das umweltfreundliche Methanol als Treibstoff nutzen, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Fertigstellung durch die chinesische Werft GSI (Guangzhou Shipyard International) sei für 2022 geplant.
Methanol ist nach Angaben von „Proman Stena Bulk“ schon jetzt in mehr als hundert Häfen weltweit verfügbar und erfordert im Vergleich zu Alternativen wie etwa LNG (Liquid Natural Gas) deutlich geringere Investitionskosten. Die Schwefel- und Feinstaub-Emissionen würden gegenüber dem bisher meist verwendeten Schweröl um mehr als 95 Prozent reduziert, der Ausstoß von Stickstoff um etwa 60 Prozent, erklärte das neue Joint Venture. Auch beim CO2 seien maßgebliche Einsparungen möglich, die einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO leisten könnten.
Die Herstellung von Methanol erfolgt bisher überwiegend auf Basis von fossilen Brennstoffen. Möglich ist aber auch eine auf regenerative Energiequellen basierende Gewinnung des Treibstoffs, wie in einer vom Maritimen Cluster Norddeutschland in Auftrag gegebenen Studie betont wird. In diesem Kontext sei denkbar, die derzeit im Tagesgang nachfragebedingt zum Teil reduzierte Stromproduktion anteilig aufrechtzuerhalten und Methanol als regenerativen Energiespeicher zu nutzen, schreiben die Autoren des Instituts für nachhaltige Wirtschaft und Logistik (INWL).
Die zur Verwendung als Kraftstoff benötigten technischen Lösungen sind laut INWL bereits am Markt verfügbar. Die Investitionskosten für einen Um- oder Neubau hin zum Methanol-Betrieb „bewegen sich überschlägig auf dem Niveau der Investitionskosten zur Nachrüstung eines Schwerölantriebes mit Abgasnachbehandlungsanlagen sowie deutlich unter denen für LNG-Lösungen“, heißt es in der Studie.
Stena Bulk ist eine der weltweit größten Tanker-Reedereien. Die Gesamtflotte umfasst etwa 110 Schiffe. Das Schwesterunternehmen Stena Line ließ schon 2015 eine Autofähre auf Methanol-Antrieb umrüsten. Proman Shipping ist ein 2018 gegründetes Tochterunternehmen des Industrie-Konzerns Proman, der zu den führenden Methanol-Herstellern zählt. Mit der Bestellung der neuen Schiffe geht Proman einen ähnlichen Weg wie der Branchen-Konkurrent Methanex aus Kanada, der über die Tochtergesellschaft Waterfront Shipping bereits eine Flotte von Methanol-Tankern betreibt.