Zwei aktuelle Studien zeigen: Der Norden Europas hat beim Umweltschutz zur See die Nase vorn. In einem Länder-Ranking belegt Deutschland sogar einen Spitzenplatz.
Vom 9. bis 13. April trifft sich der Umweltausschuss der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO. Die Erwartungen sind diesmal hoch. Denn nach langem Zögern wollen die Mitgliedstaaten sich nun auf einen Klimaschutzfahrplan für die kommenden Jahre einigen. Sollte dies nicht gelingen, steht aus Sicht von Kritikern nicht nur die Glaubwürdigkeit der Organisation auf dem Spiel. Die EU hat bereits angekündigt, in diesem Fall eigenmächtig Schritte zur Senkung der Schifffahrts-Emissionen umzusetzen. Auch innerhalb Europas ist das Niveau der Ambitionen aber durchaus unterschiedlich.
Der europäische Umweltverband Transport & Environment hat die Aktivitäten der einzelnen EU-Staaten im Bereich Green Shipping unter die Lupe genommen. Im Vorfeld der Sitzung des MEPC (Marine Environment Protection Committee) am IMO-Sitz in London wurde ein dabei ermitteltes Ranking veröffentlicht. Die Vorreiter sind demnach Deutschland, Belgien und Frankreich, gefolgt von den Niederlanden, Spanien, Schweden, Großbritannien, Dänemark, Luxemburg und Finnland. Als besonders schlecht wird das Engagement von Griechenland, Zypern, Italien, Portugal und Kroatien bewertet.
Die dem Ranking zugrunde gelegte Methodik ist relativ schlicht, was zumindest in Teilen zu pauschalisierenden Einstufungen geführt haben mag. So kam etwa aus dem „nur“ auf Platz acht aufgeführten Dänemark bereits Kritik: Die in der Studie negativ bewerteten dänischen Vorbehalte gegenüber einer allgemeinen Vorschrift zum „Slow Steaming“ lägen darin begründet, dass dadurch gerade die „First Mover“, die in energieeffizientere Schiffe investiert hätten, bestraft würden, sagte Maria Skipper Schwenn vom dänischen Reederverband dem Fachmagazin „Maritime Danmark“.
Der grundsätzliche Trend ist aber eindeutig: Während sich der Nordwesten Europas zunehmend um eine nachhaltige Schifffahrt bemüht, treten gerade die Länder im Süden und Osten kräftig auf die Bremse. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in der verschiedene Initiativen des maritimen Sektors in Schweden hervorgehoben werden. Gelobt wird das erklärte Ziel des nationalen Reederverbandes, alle umwelt- und gesundheitsschädlichen Schifffahrts-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren.
Die Herausforderung bestehe darin, die Ansätze erfolgreicher Pilotprojekte auf den allgemeinen Markt zu übertragen, etwa durch zusätzliche Finanzierung oder durch politische Unterstützung, heißt es in dem aktuellen OECD-Bericht. „Die in Schweden gewonnenen Erkenntnisse sollten auch außerhalb der Landesgrenzen verbreitet werden“, sagte Olaf Merk vom International Transport Forum der OECD bei der Vorstellung des Berichts in Stockholm – und die IMO sei eine der Plattformen, auf denen solche Expertise gebraucht werden könne.