Getragen vom Wind: Eine bereits auf mehreren Frachtschiffen eingesetzte Technik der Firma Skysails hat sich nun auch auf einer Hochsee-Jacht bewährt.
Einmal um die ganze Welt – das ist der Plan für die 35 Meter lange „Race for Water“ in den kommenden Jahren. Tankstopps braucht die Besatzung dabei nicht einzuplanen. Denn als Antrieb der futuristischen Jacht dient neben Sonnenenergie vor allem ein Zugdrachen. Das Potenzial des Systems wurde auf einer ersten Etappe von Frankreich nach Bermuda unter Beweis gestellt: Bei gutem Wind habe der nur 40 Quadratmeter große Drachen das 100 Tonnen schwere Schiff auf acht Knoten beschleunigt, hieß es in einer Pressemitteilung des Herstellers.
Der einem Fallschirm ähnliche Zugdrachen fliegt den Angaben zufolge in Höhen von 100 bis 150 Metern, um von den dort stärker und stetiger als in Bodennähe wehenden Winden zu profitieren. Über ein Hightech-Kunstfaserseil sei er mit einer Steuergondel an Bord der Jacht verbunden. Um die Zugkraft zu optimieren, werde der Drachen mithilfe eines Autopiloten permanent in Form einer liegenden Acht dynamisch geflogen. Auf diese Art lasse sich pro Quadratmeter bis zu 25 Mal mehr Leistung generieren als bei einem herkömmlichen Segelantrieb.
„Der Drachen arbeitet vollautomatisch. Während des Fluges muss die Crew lediglich auf etwaige Meldungen des Systems mit der Eingabe von Befehlen reagieren“, sagt Edouard Kessi, technischer Berater der „Race for Water“-Stiftung, die mit dem auf nachhaltige Art betriebenen Katamaran ein Zeichen gegen die Verschmutzung der Weltmeere setzen will. Wenn der Drachen die Jacht durch das Wasser ziehe, würden sich zudem die Propeller des Schiffes drehen, sagt Bordingenieur Martin Gavériaux. „Dadurch kann mit Hilfe der Generatoren an Bord Energie erzeugt werden, die wir in unseren Batterien und durch die Erzeugung von Wasserstoff speichern können.“
Das auf der Kieler Knierim-Werft gebaute Schiff hat bereits eine Weltumrundung hinter sich – auf seiner ersten Tour von 2010 bis 2012 wurde es unter dem damaligen Namen „Tûranor Planet Solar“ allein mit Solarenergie betrieben. Die „Race for Water“-Stiftung ließ den Katamaran vor dem Start der aktuellen Expedition zusätzlich mit dem Zugdrachen von Skysails sowie mit einem Wasserstoff-Energiespeichersystem von Swiss Hydrogen ausrüsten. „Wir nutzen ausschließlich Energie, die wir an Bord mithilfe erneuerbarer Energiequellen selbst erzeugen“, sagt Stiftungschef Marco Simeoni.
Die Idee des Skysails wurde ursprünglich vor allem für Frachtschiffe entwickelt. Nach einigen erfolgreichen Pilotprojekten geriet die Entwicklung aufgrund der allgemeinen Schifffahrtskrise jedoch ins Stocken. Unter dem Dach der Hamburger Skysails Group hat die Skysails Yacht GmbH nun das angepasste Zugdrachensystem speziell für Jachten von mindestens 15 Metern Länge auf den Markt gebracht. Bei günstigen Windverhältnissen sind damit nach Angaben des Unternehmens bei gleichbleibender Geschwindigkeit Treibstoff-Einsparungen von bis zu 50 Prozent möglich.
Weitere Informationen:
– Video zur Beschreibung der Zugdrachen-Technik
– Website der „Race-for-Water“-Stiftung