Die neue Fähre "Viking Glory" erhält ein System von Climeon zur Nutzung von Abwärme

Viking Line macht Abwärme an Bord zu Strom

Große Mengen an Energie gehen auf Schiffen über das Kühlwasser oder durch den Schornstein verloren. Ein System von Climeon soll die Effizienz deutlich steigern.

Viking Line bestätigt den eigenen Ruf als Vorreiter beim Umweltschutz: Nach wegweisenden Projekten mit LNG, Windrotor und Brennstoffzelle soll der neueste Zugang der Flotte nun bei der Nutzung von Abwärme Maßstäbe setzen: Das schwedische Unternehmen Climeon wird neben einem bereits erprobten „Heat Power System“ erstmals auch ergänzende Dampfturbinen liefern. Der Ausstoß von CO2 könne dadurch um mindestens 4000 Tonnen pro Jahr reduziert werden, hieß es in einer Pressemitteilung der finnischen Reederei.

Die knapp 223 Meter lange „Viking Glory“ wird derzeit in China gebaut und soll 2021 in Betrieb gehen. Ähnlich wie die bisherigen Schiffe auf der Route zwischen Stockholm und Turku ist sie als eine Mischung aus Autofähre und Kreuzfahrtschiff konzipiert – der Stromverbrauch an Bord wird entsprechend hoch sein. Etwa 40 Prozent der für den Passagierbereich benötigten Elektrizität sollen allerdings aus der Abwärme gewonnen werden. Und im Hinblick auf die Dampfturbinenlösung will die Reederei auch eine Nachrüstung ihrer bestehenden Fähren prüfen.

Abwärme ist auf fast allen größeren Schiffen reichlich vorhanden. Doch nur selten wird sie als Energiequelle genutzt. Dabei ist das Potenzial zur Senkung des Treibstoffverbrauchs – und damit von Kosten und von Emissionen – enorm. Das von Climeon vermarktete System basiert auf das Verfahren „Organic Rankine Cycle“. Grob vereinfacht wird dabei das vom Motor erwärmte Kühlwasser genutzt, um mithilfe einer Turbine Strom zu erzeugen.

Nach Angaben des Unternehmens besteht bei diesem „Heat Power System“ jedes Modul aus einem Verdampfer, der die Wärme an ein internes Arbeitsmedium abgibt, einem Turbinen-Generator-Paket zur Umwandlung von Wärmeenergie in Elektrizität und einem Kühlsystem, das die Wärme aus dem Modul an den Kühlwasserkreislauf abgibt. Erste solche Systeme sind bereits auf der Fähre „Viking Grace“ sowie in Industrie-Anlagen an Land im Einsatz.

Darüber hinaus hat Climeon eine speziell auf die „Viking Glory“ zugeschnittene Dampfturbine entwickelt. Damit sollen auch die deutlich höheren Temperaturen der Abgase im Schornstein zur Stromerzeugung genutzt werden. Hierbei handle es sich um einen Prototypen, der nun gemeinsam mit Viking Line optimiert werde, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Insgesamt sollen die Climeon-Systeme an Bord der „Viking Glory“ demnach eine maximale Gesamtleistung von 900 Kilowatt haben.

Die „Viking Glory“ dürfte derweil nicht nur wegen der innovativen Abwärme-Nutzung künftig zu den umweltfreundlichsten Fähren der Welt zählen. Wie schon die „Viking Grace“ wird sie mit LNG betrieben werden, also mit durch Abkühlung verflüssigtem Erdgas. Dabei soll erstmals auch überschüssige Kälte genutzt werden – etwa für an Bord befindliche Kühlräume und Kühltheken. Sensorbasierte Beleuchtung und Belüftung soll den Verbrauch von Strom reduzieren. Für den Antrieb des Schiffes sind neuartige, besonders effiziente „Azipod“-Propeller von ABB vorgesehen.

 

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