Die Fähre Viking Grace mit einem Windrotor von Norsepower.

„Viking Grace“ nutzt als erste Fähre einen Windrotor-Antrieb

Die finnische Reederei Viking Line setzt weiter auf saubere Energie: Ein kreisendes „Segel“ sorgt auf einem LNG-Schiff nun für zusätzliche Emissionsminderung.

Weltpremiere auf der Ostsee: Zum ersten Mal kommt ein modernes Rotor-Segel auf einem Passagierschiff zum Einsatz. Der von Norsepower entwickelte Hilfsantrieb wurde an Bord der „Viking Grace“ installiert, die zwischen Stockholm und Turku verkehrt. Die Anlage ist kaum zu übersehen – wie ein schlanker Schornstein ragt sie vom obersten Deck der Kreuzfahrtfähre empor. Qualm entsteht jedoch keiner. Stattdessen nimmt ein sich drehender Zylinder die Energie des Windes auf und setzt sie in Schubkraft um.

Durch den neuen Windrotor werde sich der Kohlendioxid-Ausstoß der „Viking Grace“ um bis zu 900 Tonnen pro Jahr verringern, hieß es in einer Pressemitteilung. Umweltfreundlich war das 2012 gebaute Schiff ohnehin schon: Als Treibstoff für die „eigentlichen“ Motoren dient verflüssigtes Erdgas (LNG). Mit dem 24 Meter hohen Windrotor leistet Viking Line nun auch bei dieser Technik Pionierarbeit. Ein weiteres Schiff, das bis 2020 von einer Werft in China abgeliefert werden soll, wird nach Angaben der Reederei sogar zwei Windrotoren erhalten.

Die von Norsepower hergestellten Hightech-Zyliner werden von Elektromotoren angetrieben. Durch die Rotation wird der vorbeiströmende Wind auf der einen Seite beschleunigt und auf der anderen Seite gebremst. Aus dem somit entstehenden Druckunterschied ergibt sich eine Kraft, die quer zur Windrichtung wirkt. Ähnlich wie bei einem Segelschiff kann diese Kraft zum Vortrieb des Schiffes genutzt werden. Ein Prototyp des Rotors wurde 2014 auf dem RoRo-Frachter „Estraden“ installiert. Noch für dieses Jahr sind Tests auf einem Schiff von Maersk Tankers angekündigt.

Die Technik basiert auf dem bereits vor knapp hundert Jahren entwickelten „Flettner-Rotor“. Die moderne Version des in Helsinki ansässigen Unternehmens ist demgegenüber allerdings deutlich effizienter und arbeitet zudem vollautomatisch – sobald über eingebaute Sensoren ein genügend kräftiger Wind registriert wird, springt der Rotor von selbst an, um Energie zu sparen.