Ein freiwilliges Tempolimit soll vor der US-Westküste die Gefahren für Wale durch Schiffe verringern. Die Behörden unterstützen die Initiative mit einem finanziellen Anreiz.
Am nordöstlichen Rand des Pazifiks kreuzen sich wichtige Routen – und zwar von Frachtschiffen ebenso wie von Walen. Vor allem im Sommer kommen die Meeressäuger auf ihrer Nahrungssuche in die Gebiete unmittelbar vor Los Angeles und San Francisco. Dort leben sie allerdings gefährlich. Denn die allgemein üblichen Geschwindigkeiten der Handelsschiffe sind zu hoch, als dass die Tiere ausweichen könnten. Jedes Jahr kommt es zu tödlichen Kollisionen.
Ganz lassen sich solche Zusammenstöße kaum vermeiden. Doch eine Drosselung des Tempos kann das Risiko zumindest stark verringern. Deswegen wurde vor einigen Jahren das Projekt „Protecting Blue Whales and Blue Skies“ gestartet. Die Behörden einiger Küstenbezirke fordern die Reedereien dabei auf, die Geschwindigkeit ihrer Schiffe in den besonders kritischen Bereichen auf zwölf Knoten oder weniger zu reduzieren. Wer sich an das freiwillige Tempolimit hält, bekommt eine Belohnung von bis zu 2500 Dollar (etwa 2000 Euro) pro Passage.
Im zurückliegenden Jahr machten in der Zeit vom 1. Juli bis zum 15. November elf internationale Reedereien bei der Aktion mit: CMA CGM, Evergreen, Hamburg Süd, Hapag Lloyd, Hyundai, K Line, Maersk, Matson, MSC, NYK und Yang Ming. Bei einer Veranstaltung am Rande des Doppelhafens von Los Angeles und Long Beach wurden die Reedereien Anfang März für ihren Beitrag zum Schutz der Wale ausgezeichnet.
Das Projekt sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich Handelschifffahrt und maritimer Umweltschutz miteinander in Einklang bringen ließen, wenn alle Beteiligten als Partner agierten, hieß es in einer Pressemitteilung. Gleichzeitig würden die Bewohner der angrenzenden Küstengebiete von einer verbesserten Luftqualität profitieren – in den mitwirkenden Bezirken seien die vom Schiffsverkehr ausgehenden Stickoxid-Emissionen um 83,5 Tonnen reduziert worden.
Weltweit sterben jedes Jahr Dutzende Wale bei Zusammenstößen mit Schiffen. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch weit höher sein. Tierschutzorganisationen wie Whale & Dolphin Conservation oder die International Whaling Commission gehen davon aus, dass viele Kollisionen auf hoher See nicht gemeldet oder möglicherweise auch gar nicht bemerkt werden. Und nur die wenigsten Walkadaver werden an Stränden angespült – die meisten sinken nach einiger Zeit einfach auf den Meeresgrund. Vor den Küsten Kaliforniens sind unter anderem Blauwale, Buckelwale und Finnwale betroffen.