Damen präsentiert Sektion von Schiffsrumpf aus Verbundmaterial

Werft meldet „Meilenstein“ bei Leichtbau-Projekt

Verbundmaterial reduziert gegenüber Stahl das Gewicht – und damit die nötige Antriebsenergie. Bald könnte es für Schiffe von 85 Meter Länge genutzt werden.

Die niederländische Werftgruppe Damen hat den ersten maßstabsgetreuen Rumpfabschnitt für ein großes Seeschiff aus Kompositwerkstoff präsentiert. Die Entwicklung ist Teil des europäischen Forschungsprojekts RAMSSES („Realisation and Demonstration of Advanced Material Solutions for Sustainable and Efficient Ships“). Dabei werden die Potenziale der Leichtbauweise zur Senkung von Schiffsemissionen untersucht. Die angestrebte Konstruktion würde laut einer Pressemitteilung etwa 40 Prozent weniger wiegen als ein herkömmlicher Stahlrumpf.

Bisher kommt Verbundmaterial nur bei kleineren Schiffsrümpfen zum Einsatz – vor allem bei Jachten, zum Teil auch bei Patrouillenbooten und anderen Wasserfahrzeugen bis etwa 25 Meter Länge. Das liegt auch daran, dass internationale Regularien bezüglich der Leichtbauweise derzeit nur Schiffe mit einem Gewicht von maximal 500 Tonnen abdecken, wie die Damen Shipyards Group betont. Ziel des aktuellen Projekts sei daher nicht nur die Herstellung von marktreifen Kompositrümpfen für Seeschiffe von bis zu 85 Meter Länge, sondern zugleich deren Einbindung in die maßgeblichen Richtlinien zur Schiffssicherheit.

„Der Einsatz von Verbundmaterial hat bei großen Schiffen erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Schiffsdesign“, sagt Marcel Elenbaas, Ingenieur in der Damen-Niederlassung in Vlissingen. Ein Schiff, das leichter sei, benötige weniger Kraftstoff und verursache weniger Emissionen. Weil zugleich kleinere Motoren ausreichend seien, bleibe an Bord mehr Platz für andere Systeme. Auch der Wartungsaufwand werde geringer als bei einem Stahlschiff. „Mit RAMSSES haben wir die Möglichkeit, die Effektivität und die Machbarkeit des Verbundmaterial-Schiffbaus in großem Maßstab zu demonstrieren“, sagt Elenbaas.

Die in Vlissingen an der Schelde-Mündung vorgestellte Rumpfsektion wurde in den vergangenen drei Jahren entwickelt und soll nun diversen Tests unterzogen werden. Dies werde in enger Zusammenarbeit mit anderen Teilnehmern des RAMSSES-Projekts erfolgen, hieß es in der Mitteilung von Damen. Beteiligt sind demnach unter anderem die Unternehmen Airborne UK, Evonik, Infracore Company und TNO. Das Projekt wird von der EU im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon 2020“ gefördert.