Invasive Arten sind für die Weltmeere ein großes Problem. Das neue Projekt GloFouling soll die ungewollte Ausbreitung von Organismen eindämmen.
Als „blinde Passagiere“ machen sich unzählige Kleinstlebewesen regelmäßig auf die Reise. Große Schiffe transportieren sie entweder im Ballastwasser oder als sogenanntes Fouling am Rumpf. An den Zielorten können die ortsfremden Arten das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören. Mit dem Ballastwasser-Übereinkommen, das am 8. September 2017 in Kraft tritt, ist für einen Teil des Problems bereits eine Lösung in Sicht. Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO hat nun effektivere Maßnahmen auch gegen das Biofouling angekündigt.
GloFouling ist ein Gemeinschaftsprojekt der IMO mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und der Globalen Umweltfazilität (GEF), einem internationalen Instrument zur Finanzierung des Umweltschutzes. Ziel sei es, die Umsetzung der bestehenden IMO-Leitlinien zum Umgang mit Bewuchs im Unterwasserbereich von Schiffen besser voranzutreiben, hieß es in einer Pressemitteilung. Auf diese Art sollten neben ökologischen Katastrophen auch erhebliche Schäden etwa an Küsteninfrastruktur oder für die Fischereiwirtschaft vermieden werden.
„Für den Schutz der maritimen Artenvielfalt ist es äußerst wichtig, sich mit dem Fouling an Schiffsrümpfen auseinanderzusetzen“, sagt Stefan Micallef, der bei der IMO die Abteilung für Meeresumwelt leitet. „Mit der Behandlung eines Rumpfes zur Vermeidung von Bewuchs durch aquatische Organismen werden nebenbei auch Treibhausgasemissionen vermieden, da der Strömungswiderstand des Schiffes verringert wird.“
Für Reeder ist das Thema also auch aus finanzieller Sicht interessant. Denn mit einem „sauberen“ Rumpf lassen sich deutliche Mengen an Kraftstoff einsparen. Außerdem werden unter Umständen kostspielige Dockzeiten für die Reinigung vermieden. In vergangenen Jahrzehnten wurden daher oft aggressive Antifouling-Beschichtungen auf chemischer Basis eingesetzt. Diese führten jedoch zu einem ganz anderen Problem: Die zum Teil hochgiftigen Substanzen, darunter allen voran Tributylzinn (TBT), verursachten ihrerseits massive Umweltschäden. Seit 2008 sind sie international verboten.
Aktuell werden in Antifouling-Beschichtungen nach Angaben des Umweltbundesamtes vor allem Kupferverbindungen als Wirkstoffe eingesetzt. Diese seien zwar nicht so extrem schädlich wie TBT, könnten aber ebenfalls unerwünschte Wirkungen auf die im Wasser lebenden Organismen haben. Beispiele für biozidfreie Alternativen seien etwa selbstpolierende Beschichtungen, mechanische Reinigungssysteme sowie elektrochemische Methoden und Systeme, die mit Ultraschall dem Fouling entgegenwirkten. Mit dem 6,9 Millionen Dollar schweren Projekt GloFouling könnte die IMO nun dazu beitragen, dass sich solche Alternativen auf dem Markt besser durchsetzen.