Hin mit Getreide, zurück mit Kerosin: Die Reederei Klaveness Combination Carriers setzt auf flexible Auslastung. Die Emissionen sinken dadurch um bis zu 40 Prozent.
Die Flottenerneuerung ist fast komplett: Als siebtes von acht bestellten Schiffen vom Typ Cleanbu hat das norwegische Unternehmen Klaveness Combination Carriers die „Bass“ übernommen. Bei dem Neubau handelt es sich um einen Tanker, der zugleich ein Massengutfrachter ist. Ähnlich wie die seit 2019 in Dienst gestellten Schwesterschiffe wird die „Bass“ besonders effizient unterwegs sein. Für die Reederei ist der laufende Wechsel von Ladungsarten auch finanziell lukrativ.
Erdöl wird etwa vom Persischen Golf in die USA gebracht, Eisenerz von Australien nach China, Kohle von Brasilien nach Europa. Was all diese Transporte gemeinsam haben: Die Rückwege sind in der Regel Ballastfahrten – oft verkehren die Schiffe also die Hälfte der Zeit ohne Fracht. Zumindest auf einigen Routen besteht entsprechend ein erhebliches Einsparpotenzial. Und auf diese Nischen sind die Schiffe von Klaveness Combination Carriers spezialisiert.
Die Kombination aus Tanker und Schüttgutfrachter ist keine neue Erfindung. Einzelne Exemplare wurden schon vor etwa hundert Jahren gebaut. Sogenannte O/O-Carrier (Oil/Ore) und später OBO-Carrier (Oil/Bulk/Ore) waren vor allem in den 70er-Jahren beliebt, gerieten aber bald wieder außer Mode. Denn der Bau war im Vergleich zu reinen Tankern oder Bulkern teurer, Wartung und Betrieb aufwendiger. Technische Verbesserungen könnten dem Prinzip nun zu einer kleinen Renaissance verhelfen.
Seit 2001 ist Klaveness mit Schiffen vom Typ Cabu im Geschäft. Das Kunstwort verweist auf eine Eignung für Natronlauge (Caustic Soda) und zugleich für Schüttgut (Bulk). Diese Kombi-Frachter waren von Beginn an zu wesentlichen Teilen für die Aluminium-Industrie im Einsatz. Bei freien Kapazitäten nehmen sie aber stets auch diverse andere Ladungsarten an Bord. Laut aktuellem Jahresbericht der Reederei waren dies zuletzt unter anderem Eisenerz und Kohle.
Um die Flexibilität noch zu erhöhen, entwickelte die Reederei dann den Typ Cleanbu, der auch Mineralölprodukte (Clean Petroleum) transportieren kann. Die „Bass“ werde voraussichtlich Ende April eine erste Ölprodukt-Ladung aufnehmen, hieß es in einer Pressemitteilung anlässlich der Auslieferung des Schiffes durch die New Yangzi Shipyard in China. Gegenüber herkömmlichen Tankern und Massengutfrachtern verursachen die Cleanbu-Schiffe den Angaben zufolge pro Tonnenmeile bis zu 40 Prozent weniger CO2-Emissionen.
Die Combination Carrier zählen damit zu den effizientesten der Branche. Die Reederei hat aber noch darüber hinausgehende Umwelt- und Klimaziele. Wie in einem Nachhaltigkeitsbericht für das zurückliegende Jahr beschrieben, wird bis 2030 ein CO2-neutraler Betrieb angestrebt. Um dies zu erreichen, seien weitere Optimierungen in der bestehenden Flotte geplant, hieß es in einer online übertragenen Pressekonferenz vom 23. März. Noch in diesem Jahrzehnt sollen demnach zudem erste komplett emissionsfreie Neubauten bestellt werden.
Klaveness Combination Carriers habe ein „profitables und belastbares Geschäftsmodell“, sagte Unternehmenschef Engebret Dahm. Die Reederei sei sowohl für „strengere künftige Vorschriften“ gut gerüstet als auch für „Anforderungen von Kunden zur Reduzierung der CO2-Emissionen“. Vor dem Hintergrund, dass bei einem Umstieg auf alternative Kraftstoffe meist zusätzliche Kosten anfallen, beschrieb Dahm die Nutzung von Kombi-Frachtern als die „kostengünstigste Dekarbonisierung“.