Frontline und weitere Reedereien lassen Schiffe mit Scrubber ausrüsten.

Reeder starten Run auf Scrubber

Die Meldungen zu Investitionen in Abgas-Wäscher häufen sich. Wer sie bis 2020 an Bord hat, ist im Vorteil. Und die Werft-Kapazitäten sind begrenzt.

Frontline, Norden, Spliethoff, DHT – die Liste der Reedereien, die große Teile ihrer Flotten noch vor dem Inkrafttreten der neuen Schwefelgrenzwerte mit Scrubbern ausstatten lassen, wird immer länger. Nachdem sich die Branche bis zuletzt eher abwartend verhielt, kann es nun offenbar gar nicht schnell genug gehen. Aus Sicht von Experten hat das einen guten Grund: Die größten Einsparungen dürften die Systeme zur Abgasreinigung in einer recht kurzen Phase unmittelbar ab 2020 ermöglichen.

Ab Januar 2020 darf der Schwefelanteil im Treibstoff von Schiffen weltweit nur noch maximal 0,5 Prozent betragen. Bisher liegt der Grenzwert, außerhalb von „Emission Control Areas“ wie Nord- und Ostsee, bei 3,5 Prozent. Reeder haben im Wesentlichen drei Optionen, um die neuen Regeln einzuhalten: die Nutzung von teurerem Marinediesel, eine aufwendige Umrüstung auf LNG oder eine Kombination des günstigen, aber sehr schmutzigen Schweröls mit einem Scrubber, der für die „Nachbehandlung“ der Abgase sorgt.

Die Kosten für den Einbau eines Scrubbers schwanken – je nach Art des Schiffs und entsprechend des jeweiligen Marktumfelds. Meist liegen sie aber im Bereich von mindestens zwei Millionen Euro. Ob sich die Investition am Ende lohnt, hängt vor allem davon ab, wie groß der Preisunterschied zwischen Schweröl und Marinediesel ist.

Die britische Beratungsfirma Drewry geht davon aus, dass 2020 der Preis für Marinediesel wegen der dann stark erhöhten Nachfrage steigen wird. In den folgenden drei Jahren werde er voraussichtlich aber wieder von etwa 300 Dollar pro Tonne auf 87 Dollar pro Tonne fallen, heißt es in einer aktuellen Analyse. Wer etwa bei einem großen Tanker rechtzeitig einen Scrubber an Bord habe, könne die Installationskosten daher innerhalb von nur einem Jahr wieder reinholen. Bei späterem Einbau werde die Amortisationszeit hingegen sehr viel länger sein.

Eine derartige Kalkulation scheinen auch viele Reedereien gerade angestellt zu haben. Frontline hat bei dem Hersteller Feen Marine gleich für 14 Öltanker Scrubber bestellt – mit Option auf 22 weitere Anlagen zu einem festen Preis. Norden will mindestens 26 Schiffe mit Abgaswäschern ausstatten. Spliethoff hat die Umrüstung von mehr als 30 Frachtern angekündigt. DHT lässt auf zwölf Tankern Scrubber von Alfa Laval einbauen. Etliche weitere Reedereien haben in den vergangenen Wochen und Monaten ähnliche Pläne bekannt gegeben.

Die Unternehmen, die ihre Scrubber-Projekte bereits unter Dach und Fach gebracht haben, dürften gegenüber der Konkurrenz nun klar im Vorteil liegen. Denn der Einbau einer Abgasreinigungsanlage ist in der Regel nur während eines Aufenthalts in einer Werft möglich – und die Werftkapazitäten sind begrenzt. Auch die Hersteller der Systeme könnten bald an ihre Grenzen stoßen. Ihre Auftragsbücher füllen sich jedenfalls zunehmend. Wärtsilä verkündete im Juli einen Großauftrag von einer „führenden europäischen Container-Reederei“. Bilfinger erhielt nach eigenen Angaben gerade Bestellungen aus Griechenland für mindestens 42 Schiffe.

 

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