Elektrofähren kommen in Mode – Siemens liefert die Technik. Nach einem Prototyp in Norwegen und einem Folgeauftrag aus Finnland sind nun weitere Schiffe geplant.
Gerade auf kurzen Strecken könnten batteriebetriebene Fähren ein Modell für die Zukunft sein. Die im Mai 2015 als weltweit erste ihrer Art eingesetzte Elektrofähre „Ampere“ findet jedenfalls immer mehr Nachahmer. Wie der Technologiekonzern Siemens mitteilte, sollen ab Januar 2018 auch auf der Route zwischen Anda und Lote in Norwegen zwei Neubauten mit der umweltfreundlichen Antriebsart verkehren. Beide werden demnach eine Kapazität von 120 Autos, 12 Anhängern und 349 Passagieren haben.
„Wir haben gezeigt, dass die Technologie robust ist, Kosten reduziert und nachhaltig ist“, sagte Jürgen Brandes, Leiter der Siemens-Division Process Industries and Drives in einer Mitteilung. Das Unternehmen hatte bereits für die „Ampere„, die etwa 170 Kilometer weiter südlich verkehrt, das elektrische Antriebssystem und die Ladestationen geliefert. Mitte 2017 soll in Finnland eine Fähre mit einem komplett integrierten Elektro- und Steuerungssystem von Siemens in Betrieb gehen. Derzeit ist das Unternehmen damit der führende Anbieter von batteriebetriebenen Schiffen.
Ähnlich wie die beiden bisherigen Projekte würden auch die neusten Modelle auf dem norwegischen Nordfjord mit der Antriebslösung „BlueDrive PlusC“ ausgestattet, hieß es in einer Ankündigung von Siemens. Diese umfasse Lithium-Ionen-Batterien als Energiespeicher, Strahlruder und Fernsteuerung der Propeller, ein Energiemanagementsystem sowie ein integriertes Alarm- und Überwachungssystem. Die Batterien der Schiffe würden nach jeder Überfahrt über einen Land-Anschluss geladen, der in das örtliche Versorgungsnetz integriert sei.
Derzeit werden die Fähren auf der Route noch mit Dieselmotoren betrieben – sie verkehren tagsüber alle 20 Minuten und in größeren Abständen auch nachts. Bei der Ausschreibung für die neuen Schiffe hatte die norwegische Straßenverwaltung den Einsatz von emissionsfreier Technik als Voraussetzung festgelegt.
Anlass dafür dürften auch die positiven Erfahrungen mit der „Ampere“ (Foto) auf dem Sognefjord gewesen sein: Im ersten Jahr des Betriebs konnten die Treibstoffkosten hier um 60 Prozent reduziert werden. Schätzungen zufolge wäre entlang der norwegischen Küste auf mindestens 50 weiteren Fährstrecken ein Umstieg auf Batterieantrieb möglich.