Auf Nord- und Ostsee haben sie sich bereits bewährt: Emission Control Areas. Ein internationales Bündnis will das Konzept nun auf den Süden Europas übertragen.
Während an Land strenge Umweltregeln gelten, ist jenseits der Kaikante oft noch immer fast alles erlaubt – um diesem Widerspruch entgegenzuwirken, einigten sich die nordeuropäischen Staaten vor einigen Jahren auf die Einrichtung sogenannter Emissionskontrollgebiete. Seit dem 1. Januar 2015 müssen Schiffe auf Nord- und Ostsee schwefelarmen Treibstoff verwenden oder Systeme zur Abgasnachbehandlung einsetzen. Gleiches gilt auch vor den Küsten Nordamerikas. Als nächstes könnte das Mittelmeer von einer solchen Regelung profitieren – zumindest wenn es nach dort ansässigen Umweltorganisationen geht.
Auf der Mediterranean Shipping Conference in Rom wurde Ende März eine Deklaration unterzeichnet, in der die Regierungen der Mittelmeerländer zum Handeln aufgefordert werden. „Luftverschmutzung durch Schiffe ist eine erhebliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das globale Klima“, heißt es in dem Papier. Nach dem Vorbild der Emission Control Areas (ECA) in Nordeuropa müsse auch im Mittelmeerraum darauf hingewirkt werden, Ökosysteme und die in den Küstengebieten lebenden Menschen besser vor Schadstoffen zu schützen.
Der Vorstoß wird auch vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unterstützt. Die Umweltorganisation betont, dass der Mittelmeerraum besonders stark von den Emissionen der Seeschifffahrt betroffen sei, weil die stark frequentierten Routen zwischen Europa und Asien durch das Gebiet verliefen. Hinzu kämen „der intensive Fährverkehr zwischen den zahlreichen Inseln und dem Festland sowie ein stark zunehmender Kreuzfahrttourismus mit seinen energiehungrigen schwimmenden Hotels“.
Begrüßt wurde die in Rom vorgelegte Deklaration unter anderem von der Baltic Ports Organisation (BPO). Eine ECA im Mittelmeer käme nicht nur der dortigen Umwelt zugute, sondern auf diese Art würden auch wieder europaweit einheitlichere Wettbewerbsbedingungen geschaffen, hieß es in einer Pressemitteilung des Zusammenschlusses von Hafenbetreibern im Ostseeraum. „Gerne werden wir unsere Erfahrungen mit anderen Seehäfen sowie dem maritimen Transportsektor der EU insgesamt teilen“, sagte BPO-Generalsekretär Bogdan Oldakowski.
Auf politischer Ebene hatte sich Frankreich bereits Anfang des Jahres für schärfere Schadstoff-Grenzwerte auf dem Mittelmeer ausgesprochen, wie Cécile Rafat vom Pariser Umweltministerium auf der Konferenz in Rom berichtete. Auch dabei wurde vor allem auf die positiven Erfahrungen auf Nord- und Ostsee sowie auf dem ebenfalls als ECA eingestuften Ärmelkanal verwiesen. Messungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie haben etwa gezeigt, dass die Konzentration von Schwefeldioxid im küstennahen Bereich hier seit dem 1. Januar 2015 um 50 bis 80 Prozent zurückgegangen ist.
Weitere Informationen:
– Pressemitteilung von „BirdLife Malta“ zu der in Rom unterzeichneten Deklaration
– BPO-Bericht: „The Baltic Sea as a model region for green ports and maritime transport“