Die Organisation One Earth – One Ocean (OEOO) plant eine "Maritime Müllabfuhr"

Experten legen Konzept für „Maritime Müllabfuhr“ vor

Ein „Sammelschiff“ ist schon im Einsatz. Doch dabei soll es nicht bleiben: Ein umgebauter Frachter könnte aufgefischten Plastikmüll bald direkt auf See recyceln.

Meeresplastik sei kein Müll, sondern ein Wertstoff, sagt die Organisation One Earth – One Ocean (OEOO). Und eine aktuelle Machbarkeitsstudie für eine „Maritime Müllabfuhr“ bestätigt die These. Eine Flotte aus kleinen Katamaranen wäre demnach zum Einsammeln geeignet, während ein „Mutterschiff“ die Ausbeute übernehmen und an Bord verarbeiten könnte. Ein beauftragtes Team aus Schiffskonstrukteuren, Projektentwicklern sowie Anlagen- und Umwelttechnikern habe gezeigt, dass dies nicht nur technisch, sondern auch ökonomisch und rechtlich umsetzbar sei, heißt es in einer Pressemitteilung.

Nach erfolgreichen Tests mit einem seit 2017 fahrenden „Sammel-Katamaran“ wurde Anfang Mai der Bau einer zweiten „SeeKuh“ angekündigt. Während die erste Version mit absenkbaren Netzen arbeitet, soll der Meeresmüll auf dem zweiten Schiff mit Förderbandtechnik aus einer Tiefe von bis zu einem Meter eingesammelt werden. Um das Konzept möglichst bald durch einen „SeeElefanten“ ergänzen zu können, hofft die Organisation nun auf Investoren.

Bei dem „SeeElefanten“ (siehe Bild) soll es sich um einen umgerüsteten Mehrzweckfrachter handeln, der mit technisch bewährter Anlagen- und Recyclingtechnik ausgestattet ist. Hochwertige Kunststoffe wie PET ließen sich somit aussondern und zu sortenreinen Ballen pressen. Diese würden dann zur weiteren Verwertung an Land gebracht. Perspektivisch wäre nach Angaben von OEOO auch eine Gewinnung von Energie und Öl aus dem Plastikmüll möglich.

„Das Thema Plastikmüll in den Meeren ist heute allgegenwärtig. Doch es fehlt noch immer an tragfähigen und umsetzbaren Konzepten, die es ermöglichen, schnell gegen die Vermüllung durch Plastik im Meer vorzugehen“, sagt OEOO-Gründer Günther Bonin. Das Konzept für eine „Maritime Müllabfuhr“ sei ein pragmatischer Lösungsansatz, der in Teilen bereits erprobt und dabei laufend optimiert worden sei. „Nun wollen wir den nächsten großen Schritt gehen.“

Geeignete Einsatzgebiete für das System von OEOO wären vor allem Flussmündungen und Küstengebiete, wo oft große Mengen an Plastikmüll weitgehend unzerteilt an der Oberfläche schwimmen. Die Organisation verfolgt damit einen anderen Ansatz als etwa das Projekt The Ocean Cleanup, das mit einem schlauchartigen Abfallfilter in einem gigantischen Müllstrudel inmitten des Pazifiks die Verschmutzung zu bekämpfen versucht.

Auf regionaler Ebene gibt es derzeit noch eine Reihe weiterer Projekte zur Beseitigung von Meeresmüll. Der Hafen von Oslo etwa hat gerade ein neues Sammelboot bestellt, das im Dezember geliefert werden soll. Die Besonderheit: Das Boot erhält Elektromotoren und wird damit auch im Betrieb umweltfreundlich sein. In Frankreich stellt das Unternehmen Efinor Sea Cleaner Boote zum Einsammeln von kleineren Müllmengen her. Die britische Organisation Ocean Saviour plant den Bau eines 70 Meter langen Katamarans, das Plastik aus dem Meer auffischt und dieses zugleich für den eigenen Antrieb nutzt.

Dass Plastikmüll aus dem Meer in Öl umgewandelt werden kann, konnte OEOO im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit der Biofabrik Technologies GmbH zeigen. Mithilfe eines „Waste to Energy“-Verfahrens wäre es nach Angaben der Organisation möglich, aus einer Tonne vorsortiertem Plastikmüll etwa 800 Liter schwefelfreies Heizöl zu gewinnen. An der Herstellung von Treibstoff für Schiffe aus Altplastik arbeitet unter anderem auch das norwegische Unternehmen Quantafuel. Recycling Technologies aus Großbritannien vermarktet ein entsprechendes Produkt unter dem Namen Plaxx.

 

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