Industrie drängt Schifffahrt mit neuer "Sea Cargo Charter" zu mehr Transparenz bei Emissionen

Industrie drängt Schifffahrt zu Transparenz bei Emissionen

Mit einer „Sea Cargo Charter“ wollen führende Rohstoff-Konzerne den Markt aufwirbeln. Reedereien mit schlechter Klimabilanz könnten künftig das Nachsehen haben.

Der Druck von außen wächst – und kommt nun auch aus einer anderen Richtung: Einige der wichtigsten Kunden der Schifffahrt wollen Charter-Entscheidungen bald auch davon abhängig machen, wie sauber ein Schiff ist. Als Grundlage dafür soll eine neue „Sea Cargo Charter“ dienen. In dem Dokument wird definiert, wie ein Unternehmen die Emissionen der eigenen Transportaktivitäten erfassen und bewerten kann. Die Unterzeichner verpflichten sich, die Informationen zu nutzen, um bei Vertragsabschlüssen mit Reedereien stets die Vereinbarkeit mit internationalen Klimazielen zu berücksichtigen – und zu einer transparenten Berichterstattung bezüglich der Schiffsemissionen.

Zu den Gründungsunterzeichnern der „Sea Cargo Charter“ zählen laut einer Pressemitteilung die Unternehmen Anglo American, ADM, Bunge, Cargill Ocean Transportation, Cofco International, Dow, Equinor, Gunvor Group, Klaveness Combination Carriers, Louis Dreyfus Company, Norden, Occidental, Shell, Torvald Klaveness und Trafigura. Fachliche Unterstützung hätten die Institutionen Global Maritime Forum, Smart Freight Centre, University College London Energy Institute / UMAS und Stephenson Harwood geleistet, hieß es.

„Ein Standardprozess für die Berichterstattung über Treibhausgasemissionen wird einige der Komplexitäten entschlanken, die bisher hier vorhanden waren“, sagt Jan Dieleman, der als Präsident von Cargill Ocean Transportation für die Seetransporte des US-Agrarkonzerns Cargill zuständig ist. Rasmus Bach Nielsen vom Rohstoffhändler Trafigura betont, dass „die gesamte Schifffahrtsindustrie“ gemäß der „Sea Cargo Charter“ transparent vorgehen müsse.

Beim Klimaabkommen von Paris im Jahr 2015 war die Schifffahrt außen vor geblieben, obwohl sie etwa drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht. Drei Jahre später einigten sich die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO auf eigene Klimaziele. Aus Sicht von Kritikern sind diese aber nicht sehr ambitioniert. Vertreter von Reedereien betonen oft, Regeln für die Schifffahrt sollten von der IMO gemacht werden, da die Branche global sei. Angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks gibt es inzwischen aber immer mehr Initiativen von anderen Akteuren.

Im vergangenen Jahr stellten einige der weltweit größten Schiffsbanken die „Poseidon Principles“ vor. Diese zielen darauf ab, dass Klimaschutz-Aspekte bereits bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden. Auf politischer Ebene sorgte zuletzt ein Vorstoß aus Brüssel für Aufsehen: Wenn es nach dem EU-Parlament geht, könnte die Schifffahrt demnächst in den europäischen Zertifikatehandel ETS eingebunden werden. Die nächste Sitzung des bei der IMO für Klimaziele zuständigen Umweltausschusses MEPC (Marine Environment Protection Committee) findet vom 16. bis 20. November statt.