Slow Steaming war bislang meist nur eine Notlösung bei knappen Kassen. Müssten alle Kapitäne grundsätzlich die Geschwindigkeit drosseln, würde auch die Umwelt profitieren.
Die gesamte Branche steht unter Zugzwang: Die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO haben sich zwar auf Klimaziele geeinigt. Wie diese Ziele eingehalten werden sollen, ist aber weiterhin unklar. Vor der nächsten Sitzung des zuständigen Umweltausschusses vom 13. bis 17. Mai prescht Frankreich nun mit einem Vorschlag vor, wie die Treibhausgas-Emissionen auf einfachste Art spürbar sinken könnten – durch gemeinschaftliches Bremsen.
Die vor einem Jahr bei der IMO eingegangenen Verpflichtungen müssten so schnell wie möglich weiterverfolgt werden, heißt es in einer Pressemitteilung des französischen Umweltministeriums. Eine Geschwindigkeitsregulierung wäre eine sehr wirksame Maßnahme, um die Schiffsemissionen zeitnah zu begrenzen, da sie einen starken Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch hätte. Gemeinsam mit den Reedereien des Landes werde dieser Ansatz daher unterstützt.
Ein Öltanker, der seine Geschwindigkeit von zwölf auf elf Knoten reduziere, verbrauche 18 Prozent weniger Treibstoff, rechnet das Ministerium vor. Bei einer Drosselung des Tempos auf zehn Knoten wären den Angaben zufolge sogar Einsparungen von 30 Prozent möglich. Und der große Vorteil dieser Maßnahme sei der, dass keine teuren Investitionen in neue Technologien erforderlich seien, heißt es.
Umwelt-Organisationen wie Seas At Risk und Transport & Environment fordern schon seit Jahren ein weltweites Tempolimit für Schiffe. Bei den vergangenen Sitzungen des IMO-Umweltausschusses MEPC (Marine Environment Protection Committee) hatten sie dabei auch auf eine Studie des Forschungsinstituts CE Delft verwiesen. Aus dieser geht hervor, dass die CO2-Emissionen der Schifffahrt allein durch das sogenannte Slow Steaming um etwa ein Drittel reduziert werden könnten.
Die internationalen Reeder-Verbände lehnten derartige Forderungen bisher stets ab. Zumindest in Frankreich zeichnet sich nun aber ein Umdenken ab. Ein Tempolimit sei „eine effektive Lösung für die ökologischen Herausforderungen“, denen die Branche gegenüberstehe, sagt Jean-Marc Roué, Leiter des nationalen Verbandes Armateurs de France.